Die heilige Schrift lesen, heißt von Christus Rat holen. Franziskus von Assisi 1181-1226

Fragmente

einer

diakonischen Pädagogik

 

Markus Steingräber

Diakon, Diplom-Sozialarbeiter, Sozialtherapeut

Albert-Schweitzer-Straße 46

33813 Oerlinghausen

Vorwort

 

Immer wieder bin ich in meiner Arbeit auf schwierige Situationen gestoßen, auf die ich auch nach längerem intuitiven Versuchens keine gute Lösungsansatz hatte. Ich habe mich dann häufig gefragt, was hätte Jesus in diesem Moment vielleicht getan? Ich habe dann in den Erzählungen über Jesus nach möglichen Parallelen gesucht. Wo kann ich im Handeln von Jesus Impulse für mein eigenes finden.

2000 Jahre Geschichte von der Nächstenliebe Jesu, zur Sozialen Arbeit der Moderne macht jedoch eine Anpassung meines auf Jesu Handeln ausgerichtetes berufliches Handeln notwendig.

Manche Texte habe ich für Andachten geschrieben.

Hier habe ich manchmal nur stichwortartig einige meiner Überlegungen und Erkenntnisse zum Thema Pädagogik formuliert. Als Reflexionsgrundlage diente mir dabei mein Verständnis von diakonischem Handeln und christlichem Glaube.

Wie der Titel schon sagt, sind dies nur Bruchstücke, teilweise nur festgehaltene Assoziationen oder auch Themen, an denen ich auch weiterarbeiten will.

Nun viel Spaß beim Lesen, Nachdenken und Kommentieren (und dass ist mir als Anregung zum Weiterdenken ganz wichtig...)...

 

Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. 1.Mose 1, 31 - Mein christliches Menschenbild

 

Bevor ich zu der eigentlichen Theorie meiner diakonischen Pädagogik komme, möchte ich zuerst mein christlich fundiertes Menschenbild darlegen, das mir als Leitbild meines pädagogischen Handelns dient.

 

 Jeder Mensch ist geschaffen.

Jeder Mensch ist wertvoll, weil er Geschöpf Gottes ist. Keine Mensch ist aus sich heraus entstanden. Daraus folgt die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen.

27Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. 1.Mose 1, 27/28

 

Jeder Mensch ist einzigartig.

Jeder Mensch ist unverwechselbar und einzigartig. Was als Erfahrungswissen und Überzeugung schon sehr alt ist, findet in der Moderne in Fingerabdruck und DNA seine wissenschaftliche Bestätigung.

Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Jesaja 43, 1

 

 Der Mensch ist ein soziales Wesen.

Er hat das soziale Grundbedürfnisse nach sicherer Bindung, Beziehung / Kontakt zu anderen Menschen. Die Gemeinschaft mit anderen ist schon immer (über-)lebensnotwendig gewesen, z.B. zur Beschaffung von Nahrungsmitteln, zur Herstellung von Kleidung und Schutz vor Gefahren.

 

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde 1.Mose 1, 28

Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; 1. Mose 2,18

 

 Jeder Mensch hat ein Bedürfnis nach Liebe

Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Liebe, positiver Zuwendung: Lob, Anerkennung, ein Lächeln, freundlicher Begegnung, Umarmung, freundliche Berührung, Zärtlichkeit, Bestätigung, Aufmerksamkeit … .

(Johannes Evangelium: Gott ist Liebe)

Bevor er vereinsamt, emotional verödet, nimmt er auch negative Zuwendung in kauf und provoziert sie. (Ursache in der (Über-) Lebensnotwenigkeit von Gemeinschaft?)

 

1 Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich weissagen könnte und könnte alle Geheimnisse erklären und hätte alle Erkenntnisse und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alles was ich besitze den Armen gäbe und alle meine Fehler bereuen würde und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen. 1. Korinther 13, 1 – 3, 13

 

Liebe heilt

Kontakt / Liebe heilt, wenn Kontakt heißt Begreifen, dass ich bin wie „sie“,dass ich ähnlich bedürftig bin, ähnliche Probleme habe. (Literatur-Tipp: Samuel Shem – Mount Misery

 

physische und psychische / soziale Grundbedürfnisse

Jeder Mensch – jeder Organismus hat eine Wohlfühl- oder Komfortzone, in der er möglichst bleiben oder dahin zurückkehren möchte. In der Komfortzone befindet man sich, wenn alle Grundbedürfnisse befriedigt sind. Es gibt physische und psychische / soziale Grundbedürfnisse. Zu den psychischen gehören (positiver) sozialer Kontakt / Liebe, Freiheit (Selbstbestimmung, Autonomie) und Sicherheit / Angstfreiheit. Zu den physische Grundbedürfnisse gehören genug Nahrung, ein warmer und trockener Ort zum Wohnen und Schmerzfreiheit.

Gott verspricht uns die Befriedigung dieser Bedürfnisse, wenn wir uns an seine Regeln halten.

 

Es gibt viele Regeln gerade im Alten Testament, die das Zusammenleben der Menschen regulieren. Diese sind von Sicherheit, Gerechtigkeit und Bewahrung der Freiheit geprägt

 

Sicherheit

 17 So übervorteile nun keiner seinen Nächsten, sondern fürchte dich vor deinem Gott; denn ich bin der HERR, euer Gott. 18 Darum tut nach meinen Satzungen und haltet meine Rechte, dass ihr danach tut, auf dass ihr im Lande sicher wohnen könnt. 3. Moses 25

 

Angstfreiheit – Trost bei Angst

Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, HERR, hilfst mir, dass ich sicher wohne. Psalm 4

 

Jeder Mensch ist lern-, bzw. entwicklungsfähig

 Umkehr zu einem anderem Leben ist jederzeit möglich.

 Neuroplastizität

 Lernen und Entwicklung ist ein Prozess und benötigt daher Zeit, Geduld und Beharrlichkeit in Haltung und Handlung

 Entwicklung geschieht im Spannungsfeld zwischen Sicherheit (Angstabwehr, bzw. -vermeidung) und Neugierde

 Veränderung geschieht automatisch, aber nicht jede automatische Veränderung geht auch in die gewünschte oder erhofft Richtung. Sobald mir ETWAS bewusst wird, habe ich die Möglichkeit ETWAS zu ändern.

Das Verhalten bewusst machen, ist notwendig, um Verhalten gezielt zu ändern. Idee, Zeit und Energie sind für Verhaltensänderung notwendig. Es ist auch zwingend notwendig die richtige Idee zur passend Zeit zu haben. Häufig scheitern Vorhaben daran, dass zu einem falschen Zeitpunkt oder gar nicht daran gedacht wird, die dazu notwendigen Schritte zu tun.

 

Bemühen um Veränderung – eine Andacht

Immer wieder stehe ich vor schweren Problemen oder einer großen Aufgabe. Ich bemühe mich das zu lösen oder zu schaffen und ich setzte alles dafür ein.

Ich nehme mir Zeit, betrachte es von allen Seiten.

Ich denke darüber nach, wie ich es lösen oder überwinden könnte.

Ich probiere die eine Lösungsmöglichkeit aus und versuche es dann mit einer anderen Idee.

Ich frage andere Menschen um Rat und Bitte um Hilfe.

Ich kämpfe, um das Problem aus der Welt zu schaffen.

Ich lerne, damit mir neue Fähigkeiten dabei helfen.

Ich hoffe, dass das Problem mit der Zeit allein verschwindet.

Doch trotzdem ich mir Zeit nehme, es Betrachte, Denke, Probiere, Versuche, Frage, Bitte, Kämpfe, Lerne und Hoffe gelingt es mir nicht.

Häufig im Leben bemühe ich mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, aber leider vergeblich. Oft reichen meine Fähigkeiten nicht aus alle Probleme zu überwinden. Das Leben ist so, das nicht alles in meiner Macht steht. Doch das Wichtigste finde ich ist und bleibt dabei: Ich hab’s versucht!

 

Professionelle Nähe

 Die wichtigste Grundlage für einen gelingenden Hilfeprozess in der Sozialen Arbeit, ist die Beziehung zwischen dem Menschen der Hilfe benötigt / möchte und dem Professionellen. Nur auf Basis einer funktionierenden Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt, Sympathie und Vertrauen beruht, ist ein dauerhaft erfolgreicher Hilfeprozess möglich.

 In meinen beruflichen Anfängen ist mir oft ein professionelles Verhalten begegnet, in dem jede Begegnung und jedes Handeln pädagogisch durchdacht und reflektiert sein sollte. Dies erschien mir als einziges Verhalten nicht hilfreich, da es einen dauerhaften Veränderungsimpuls, an die Menschen sendete und diese somit ständig unter einen Veränderungsdruck setzten. Mir fehlte für die Menschen die Möglichkeit des „Einfach-Seins.“, normale, natürliche Beziehungen: das Zusammensein um des Zusammenseins -Willen.

 Beziehungsaufbau und -arbeit gestalte ich nach meinem Konzept der „Professionellen Nähe“.

Die ansonsten fachlich sehr häufig propagierte professionelle Distanz führt nach meinem Erleben zu einer Überbetonung der Distanz zu den Menschen. Was den Menschen häufig fehlt ist aber Nähe und Zuwendung. Also ist es meine Aufgabe ein verlässliche und liebevolle Beziehung aufzubauen. Dabei ist es natürlich wichtig diese Beziehung so einzugehen, dass sie meine Leistungsfähigkeit nicht dauerhaft überstrapaziert. Insgesamt ist es also wichtig die Beziehung bewusst und reflektiert, also professionell zu gestalten.

 Beziehungen in professionellen Zusammenhängen stellen eine spezielle Form von Beziehung dar. Speziell in der Hinsicht, das die Beziehung aufgrund einer Leistungsvereinbarung, eines Vertrages zustande kommt. Diese beinhaltet, dass der professionelle Helfer seine Hilfe als zeitlich begrenzte, inhaltlich vorgegebene Dienstleistung zur Verfügung stellt.

 Professionelle Beziehungen sind automatisch von komplementärer Kommunikation geprägt, die Beziehung ist also hierarchisch. Der professionelle Helfer hat mehr Macht (Schlüssel), mehr Wissen, mehr Fähigkeiten. Diese Form der Beziehung ist für eine gelingende Hilfe ungünstig, da sie den anderen Menschen klein hält. Durch den bewussten Einbau symmetrischer Kommunikation (hierarchielose Begegnung von Mensch zu Mensch) und die Hervorhebung der Menschen als Experten für ihr Leben, bzw. für ihr Kind ((komplementäre Kommunikation in die andere Richtung) kann dem entgegengewirkt werden.

 Durch eine bewusste „Kultur des Austausches“ kann einer Be- und Überlastung der Arbeitsbeziehung durch zu viel hierarchisches Gefälle entgegengewirkt werden. In solchen Gesprächen will ich als Mensch erkennbar werde. Es kann sich über Alltägliches, Hobbys, Vorlieben in Musik, Fernsehen ausgetauscht werden. Wo es sich anbietet, erzähle ich Privates, gestehe Nicht-Wissen und Nicht-Können ein, erzähle ich von eigenen Erfahrungen mit ähnlichen Problemen.

 „auf Augenhöhe“ - nicht absolut auftreten, die Eltern sind die Experten für ihr Kind, die Menschen in ihrer Ganzheit wahrnehmen

 

Kontaktaufnahme / Beziehungsaufbau

Menschwerdung, den Mensch hinter den Augenscheinlichkeiten (der Fassade, die mir angeboten wird), den Diagnosen, Berichten, (Vor-) Urteilen erkennen (Entmonsterung).

Jesus Dämonenaustreibung im Markusevangelium

Literatur-Tipps: Antione de Staint Exyprie – sich vertraut machen,

Martin Buber vom ES zum DU

 

Hilfe anbieten – die diakonische Frage!

Hilfeprozesse kommen oft nur schleppend voran, die Hilfesuchenden arbeiten nicht wie erhofft motiviert mit oder interessieren, sich mehr für andere Probleme als die vom Professionellen erkannten und benannten.

Dies kann deshalb geschehen, da die Hilfe an den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen vorbei geschehen, bzw. diese nur in unzureichende Weise berücksichtigen. Sie werden nicht an den Anfang des Prozesses gestellt. Die Bedürftigkeit wird oft vom Professionellen erhoben und definiert, manchmal sogar ohne Auftrag des vermeintlich Hilfebedürftigen. Hier steht der Professionelle mit seiner Auffassung des Problems im Mittelpunkt und am Anfang des Hilfeprozesses. Daraus folgt dann, dass der Hilfesuchende zu wenig Eigenmotivation und / oder Verständnis für den Prozess besitzt und daher der Prozess nur schleppend vorankommt und im schlimmsten Fall sogar scheitert.

Es kann auch vorkommen, dass der Hilfesuchende selbst kaum aktiv wird und dem Helfenden die ganze Arbeit überlässt. Sobald der Helfer seine Hilfe einstellt tritt das Problem wieder auf und nichts hat sich scheinbar verändert.

Die diakonische Hilfe folgt immer dem Ansatz, dass das Bedürfnis des Hilfesuchenden am Anfang des Prozesses steht. Entweder haben die Menschen aktiv den Kontakt mit Jesus gesucht, in dem sie Jesus aufsuchten, ihn ansprachen oder berührten oder Jesus hat diese angesprochen. Teil und Ende des Prozesses ist immer die Eigenaktivität („dein Glaube hat dir geholfen“), die auf eine nachhaltige Veränderung der Problemlage abzielt (Re-Integration in die Gemeinschaft durch Heilung (gehe hin und zeige dich dem Priester) oder Verhaltensänderung z.B. bei Zachäus).

Bereits beim Anbieten von Hilfe oder dem Nachfragen ob Hilfe benötigt wird, ist es möglich durch die Formulierung diesem diakonische Ansatz zu folgen.

Spontan würde ich die Frage so stellen:

„Was möchtest Du?“, „ Was kann ich tun?“ oder „Was kann ich für dich tun?“

In den ersten beiden Formulierungen fehlt jeweils ein wichtiger Aspekt, nämlich einer der beiden an so einem Prozess beteiligten Menschen - der Hilfesuchende oder der Helfende. In der dritten Formulierung sind zwar beide Beteiligte benannt, der Helfende steht jedoch am Anfang des Prozesses.

Im diakonischen Sinn wurde die Eingangsfrage von Jesus so formuliert:

 Was willst du, dass ich dir tun soll? Lukas 18, 41

 In dieser Formulierung der Frage werden beide beteiligte benannt: DU, der Hilfesuchende und ICH, der Hilfe Anbietende.

Der Wunsch oder das Bedürfnis des Hilfesuchenden wird dabei also an den Anfang der Frage gestellt. Es bildet also den Ausgangspunkt des Hilfeprozesses. Ebenso wir am Ende mit dem DIR auch der Adressat meines Handelns benannte und damit bereits ein Handeln oder eine Helfen angekündigt.

Erziehung

Erziehung spielt sich ab in dem Spannungsfeld zwischen Strukturen geben und Autonomie gewähren. Wichtig für eine angemessene Entwicklung des Kindes ist die richtige Balance in diesem Spannungsfeld zu finden.

 Erziehung bedeutet ein Kind gemeinschafts- und lebensfähig zu machen.

… die eigenen Bedürfnisse erkennen,

… die eigenen Vorlieben herausbilden und kennenlernen,

… sich behaupten lernen,

… einen Ausgleich finden zwischen der eigene Bedürfnisbefriedigung mit den Erfordernissen eines Gemeinschaftslebens

Sie ist immer auch Interaktion zwischen zwei Menschen, Mutter und Kind. Die Interaktion ist geprägt von den jeweiligen Bedürfnissen von Kind und Mutter.

Kinder haben ein Bedürfnis nach Sicherheit und Freiheit.

Sicherheit bekommen sie durch eine sichere und verlässliche Bindung und durch klare und verlässliche Strukturen. Bindung ist kein Zustand, sondern ein Prozess.

Sichere verlässliche Bindung:

… Mama/Papa ist da,

… Mama/Papa hat mich lieb,

… Mama/Papa beachtet mich und meine Bedürfnisse,

… Mama/Papa hört mir zu,

… Mama/Papa hilft mir,

… wir erleben was zusammen und haben Spaß,

… gibt mir die Möglichkeit Erfahrungen zu machen.

Klare und verlässliche Strukturen (Fürsorgesystem):

… ich bekomme regelmäßig und ausreichend zu essen und zu trinken,

… ich kann regelmäßig und ausreichend Schlafen,

… mein Tag verläuft nach bestimmten Regeln ab,

… bestimmte Ereignisse haben einen regelmäßigen Ablauf,

 Das Gefühl der Sicherheit ermöglicht es dem Kind sich frei zu bewegen und seine Welt zu erkunden (Exploration), sich autonom zu verhalten.

 Diese Freiheit ist wichtig für das Erlernen von Fähigkeiten. Die Freiheit selbst …

… Neues zu entdecken,

… neugierig zu sein,

… auszuprobieren,

… zu merken, was passiert wenn ich…,

… die eigenen Grenzen kennen zu lernen.

Laufen, reden, klettern, malen, puzzeln, Fahrrad fahren, lernt kein Mensch allein vom zugucken.

 In dem Bereich, wo die Bedürfnisse von Mutter und Kind nicht zusammenpassen, kommt es zu Konflikten. Ein Konflikt, beziehungsweise die Nichterfüllung eines Bedürfnisses führt bei Kindern zu Stress. Kinder haben nur geringe Fähigkeiten ihre Probleme „vernünftig“ zu klären. In Stresssituation können sie noch viel weniger darauf zurückgreifen. Das Verhalten des Kindes ist (vom Kind aus gesehen) jedoch immer sinnvolles Verhalten.

In Konflikten gehören Hauen, Treten, Beißen, Weinen, „nein“- Sagen, sich taub Stellen oder Erstarren zum möglichen Verhalten. Kinder lernen diese Möglichkeit kennen und probieren sie aus. Haben sie Erfolg mit diesem Verhalten werden sie es wieder nutzen. Erfolg kann bedeuten, dass sie sich durchsetzen oder eine Reaktion bekommen, die ein anderes Bedürfnis befriedigt, z.B. Sicherheit gibt oder es dadurch Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommt.

Kinder müssen erst lernen, dass (körperlich) aggressives Verhalten gegen die Regeln verstößt, also nicht o.k. ist. Und sie müssen erfahren, dass sie mit diesem Verhalten keinen Erfolg haben.

 Kinder sind mit ihrem Verhalten ebenso an dem Bindungsprozess aktiv beteiligt. Die Erwachsenen tragen die Verantwortung und können ihr Verhalten in diesem Prozess besser steuern und verändern wie die Kinder.

 

Aufnahme in die Gemeinschaft-Kindersegnung-eine Andacht

 Wir arbeiten in einer diakonischen Einrichtung, wir berufen uns also auf Jesus als Vorbild in unserer Arbeit. Und so möchte ich gern dem, was uns in der Bibel von Jesus zum Thema Kinder und Erziehung überliefert ist Raum geben.

Sehr direkt steht dort leider wenig, v.a. Über Erziehung in dem Sinn wie wir es kennen. Am bedeutendsten ist da wohl die Kindersegnung.

Über das Leben von Kindern in der Antik ist auch historisch nur wenig überliefert. Rechte gegenüber ihnen hatten nur die Väter. Sie entschieden durch ihren Segen nach der Geburt, ob sie das Neugeborene als ihr Kind annahmen oder nicht. Dabei ging es nicht nur um körperliche Missbildungen, sondern auch nach rein praktische Erwägungen: Konnte der Vater es sich leisten, noch ein Mädchen aufzunehmen, für dessen Heirat später eine Mitgift gezahlt werden musste? Kindesaussetzungen wurden gerade bei armen Familien auch dazu benutzt um zu viele zusätzliche Esser loszuwerden. Es gab abseits gelegenen Plätze, an denen ungewollte Kinder ausgesetzt wurden, diese waren allgemein bekannt. Kinderlose Frauen konnten dort ungewollte Babys an sich nehmen. Kinder, die weniger Glück hatten, wurden als billige Arbeitskräfte versklavt.

In so einer gesellschaftlichen Atmosphäre leben also die Kinder, die zu Jesus gebracht werden.

 Die Segnung der Kinder (Markus 10, 13-16)

13 Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab.14 Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. 15 Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.

 Durch seinen Segen schenkt Jesus den Kindern ihr Lebensrecht. Zwar entscheidet er in dem Moment nicht über Leben und Tod, aber er nimmt diese Rechtlosen in die Gemeinschaft auf und sorgte dafür, dass sie ein Teil der Gesellschaft werden können.

Und Jesus macht noch mehr, etwas revolutionäres. Er stellt sie mit den Erwachsenen auf eine Stufe: Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Er hebt so die absolute Herrschaft der Erwachsenen über die Kinder auf.

 Jesus gibt also den Kindern einen Platz in der Gesellschaft und befreit sie aus der Unterdrückung und Bevormundung durch die Erwachsenen.

Übertragen auf die Erziehung bedeutet das für mich, dass Erziehung idealer Weise ein Dienst am Kind ist, seinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Und diesen Platz soll das Kind mit Hilfe und Unterstützung der Erwachsenen auf seine Weise zu finden.

Das sind nur Leitlinien, an denen ich mich versuche orientieren. Die praktische Ausgestaltung ist wieder eine andere Frage.

 

Mahlgemeinschaft

Ich verstehe unser Zusammensein als eine Art Mahlgemeinschaft im jesuanischen Sinn. Jesus traf sich auch mit den Menschen zum gemeinsamen Essen (Zachäus - Lukas 19, 1-10). Ich sehe es auch als meine Aufgabe und Geschenk hier bei Tisch zu dienen – das Essen zu verteilen und die Getränke auszuschenken. Hin und wieder wird dieses austeilen spontan von anderen Anwesenden übernommen. Das ich dies grundsätzlich als meine Aufgabe ansehe ist für mich ein Bestandteil einer „Kultur des Austauschen“, bei der ich den Menschen die in der Einrichtung wohnen nicht primär als Mitarbeiter begegne, sondern als Mensch unter Menschen, ohne hierarchisches Beziehungsstruktur. Wo es sich anbietet, erzähle ich Privates, gestehe Nicht-Wissen und Nicht-Können ein oder erzähle von eigenen Erfahrungen mit ähnlichen Problemen. (Matthäus 23, 11-12).

 

 Auszeit nehmen – eine Andacht

 Auch Jesus hatte für seine Zeit sicher ein stressiges Leben. Ständig ist er als Wanderprediger von A über B und C nach D unterwegs. Immer wieder hält er - wir sagen würden Vorträge - vor ein paar Interessierten bis zu tausenden Menschen. Tag und Nacht ist er von seine 12 Jüngern und vielen weiteren Bewunderen umringt. Immer wieder soll er Kranke heilen und muss sich mit seinen Gegener, den Pharisäern, und Schriftgelehrten auseinander setzen. Ständig, so scheint es ist er bereit und ansprechbar.

Doch wenn man die Geschichten aufmerksam liest, entdeckt man Stellen, an denen er sich zurück zieht, um allein zu sein. Er geht allein auf den Berg und zu beten, begab sich in die Einsamkeit „wüster Stätten“ um zu Ruhen und ging sogar 40 Tage in die Wüste. Er nahm sich also, wir würden sagen immer wieder eine Auszeit.

Dies kann mir ein Vorbild sein, bewusst auch Pausen einzulegen und aus dem Hamsterrad des Alltages eine Zeit auszusteigen, um Kraft zu schöpfen, zu sich zu kommen, um mit Abstand auf manche Dinge zu schauen.

 

Opferschutz

 Mark, der lange Schlacks kommt mit ins Wohnzimmer der Wohngruppe. Mats sitzt dort mit mir. Mark spricht Mats auf seine typische Art an: „Na Speckie“ Mats senkt den Blick und bekommt sofort rote Wangen. „Bin nich dick, bist selber dick.“ „Waas hast Du gesagt?“ Mark geht aufgeplustert auf Mats zu und lässt sich dicht neben ihn ins Sofa plumpsen. Er beugt sich zu ihm rüber und sieht ihn drohend an. Mats dreht sich weg und nuschelt. „Lass mich in Ruhe!“ Mark rückt noch näher an ihn ran und kneift ihn in den Arm. Ich schalte mich ein, um Mats zu helfen. „Mark, lass Mats in Ruhe.“ Mark sieht mich an und zieht scheinbar überrascht die Augenbrauen hoch: „Höä? Ich mach doch gar nichts“ Ich widerspreche ihm und versuche ihm zu verdeutlichen, dass und wie er Mats ärgert, mache meine Verärgerung über sein Verhalten deutlich und erinnere ihn an die Regeln der Wohngruppe. Mark widerspricht mir, meint immer noch er würde nichts tun. Mats wäre nun mal dick und er hätte ihn schließlich auch beleidigt. Ich versuch ihn weiter davon zu überzeugen, dass es trotzdem nicht o.k. sei Mats zu beleidigen und zu kneifen. Mats zieht sich aus der Situation zurück, während ich noch weiter mit Mark streite und diskutieren. Irgendwann wird die Stimmung besser, weil Mark etwas einsichtig wirkt und irgendwer wechselt das Thema. Mark und ich unterhalten uns weiter gut. Mats ist wieder in sein Zimmer verschwunden.

Immer wieder ist man als professioneller Helfer mit Auseinandersetzungen zwischen zwei Menschen konfrontiert. Häufig gibt es dabei einen Aggressor und ein Opfer. Der Aggressor verhält sich ungerecht, beleidigend, verletzend oder herabsetzend gegenüber dem Opfer.

 1Jesus aber ging zum Ölberg. 2Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie. 3Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte 4und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? 6Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. 8Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. 9Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. 10Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr. (Johannes 8, 1-11)

 

. Weitere Ausarbeitungen folgen

 

Gott sorgt gut für uns – Milch und Honig – eine Andacht

 Ich will euch aus dem Elend Ägyptens führen in das Land ..., darin Milch und Honig fließt. 2. Mose 3,17

 Ich lache gern. Wenn ich lache geht es mir gut. Und spätestens wenn ich lache habe ich gute Laune. Lachen gehört zu denn schönsten Momenten des Lebens. Und obwohl Lachen ansteckend ist, ist es trotzdem gesund.

Lachen ist eine der Sachen, die ein Baby von ganz allein mit als erstes lernt, noch bevor es lernt zu sprechen, zu laufen, zu telefonieren, Auto zu fahren oder zum Mond zu fliegen.

Die Bibel erzählt im Alten Testament von einer Zeit, in der das Volk Israel, in Gefangenschaft in Ägypten lebt. Und Gott verspricht den Menschen, dass er sie befreien und ihnen ein Land schenken wird, in dem Milch und Honig fliest. Milch heißt hier, dass die Menschen dort genug zu essen und zu trinken haben werden, das Überleben gesichert ist. Und der Honig bedeutet für mich das süße Leben, der Überfluss, dass schöne, angenehme Leben. Für jeden von uns gehört etwas anderes zu einem schönen Leben dazu. Zum Beispiel, leckeres Essen, Musik, Freunde, Familie, schönes Wetter… Und ich Glaube, dass für alle das Lachen dazu gehört. Für mich auf jeden Fall.

 

Alles im Leben hat seine Zeit – eine Andacht

Es gibt Zeiten in meinem Leben, da werfen Ereignisse ihren Schatten voraus und vermiesen mir den Tag. Wenn ich z.B. in den Ferien daran denke, dass bald für die Kinder die Schule wieder anfängt und das Leben dann wieder anstrengender wird. Dann fällt es mir schwer mich darüber zu freuen, dass jetzt Ferien sind und keiner früh aufstehen muss und keiner Termine hat. Oder wenn ich Angst vor dem Zahnarzttermin in 14 Tagen habe…

Es gibt auch Augenblicke, in denen holen mich Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen meines Lebens ein. Ich ärger mich dann noch mal über meinen ehemaligen Chef, der mich gemoppt hat. Auch das verdirbt mir die Laune.

Ich kann mich in solchen Momenten nicht darüber freuen, dass es mir jetzt gut geht. Da hilft mir ein Gedicht aus der Bibel:

 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit und sterben hat seine Zeit, Kranksein hat seine Zeit und heilen hat seine Zeit, weinen hat seine Zeit und lachen hat seine Zeit, klagen hat seine Zeit und tanzen hat seine Zeit, zusammen sein hat seine Zeit und auseinander gehen hat seine Zeit, schweigen hat seine Zeit und reden hat seine Zeit, lieben hat seine Zeit und hassen hat seine Zeit, Streit hat seine Zeit und Frieden hat seine Zeit. (Prediger 3, 1-8)

 ch habe beim Lesen des Textes gemerkt, dass es mit gut tut zu merken, dass ich nicht immer alles gleichzeitig wichtig ist. Der Ärger mit meinem Ex-Chef ist lange her und der Zahnarzttermin erst in 14 Tagen. Und so kann ich genießen, dass ich jetzt hier in Ruhe mit Ihnen sitze.

 

Gott ist Freiheit– eine Andacht

Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. 2. Mose 20,2 

Jeden Tag fühle ich mich ein bisschen Gefangen in all dem, was ich tun muss oder andere meinen, was ich zu tun habe. Aber Gott hat mir versprochen, dass er mir ein schönes Leben geschenkt hat – ein Land in dem Milch und Honig fließt.

Ein Leben in dem mein Überleben gesichert ist – die Milch. Und der Honig steht für das Süße und Schöne im Leben.

Nun ist es aber nicht so, dass ich einfach mit dem Finger schnippen muss und schon habe ich ein schönes Leben, ich muss schon etwas dafür tun. Auch das Volk Israel war nicht sofort in dem Land in dem Milch und Honig fließt. Nach der Geschichte aus dem Alten Testament zog das Volk aus der Gefangenschaft in Ägypten 40 Jahre durch die Wüste, ehe sie ins versprochene Land kamen.

In der Geschichte waren die Israeliten in Ägypten gefangen und wurden wie Sklaven gehalten. So schlecht geht es uns hier nicht. Wir leben in einem freien Land, wir können die Regierung mitbestimmen, frei sagen was wir denken, frei aussuchen wo wir wohnen wollen und frei wählen welches Fernsehprogramm wir sehen wollen.

Und doch ist jeder Mensch und bin auch ich nicht ganz frei. Ich habe einen Dienstplan nachdem ich arbeiten muss. Ich habe Kinder, für die ich da sein muss. Ich habe Nachbarn bei denen ich mir verkneife meine Meinung frei zu sagen. Und nicht jedes Haus, das ich möchte ist auch frei oder für mich bezahlbar.

Manche Dinge sind wie sie sind so notwendig und richtig. An meinem Dienstplan kann ich nicht viel ändern. Und wenn ich IMMER JEDEM meine Meinung sagen würde, würde es keiner mit mir aushalten können.

Aber Gott schenkt mir Freiheit. Er schenkt mir die Freiheit mir meine eigene Meinung zu bilden.

 

Nächstenliebe

 Jesus wurde einmal gefragt, welches das wichtigste Gesetz sei. Er antwortete:

 Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. (Matthäus 23, 39).

 Ich soll meinen Nächsten lieben und mich lieben! Das ist das allerwichtigste sagt Jesus.

Mich lieben heißt gut zu mir zu sein, gut über mich zu denken, gut von mir zu reden.

Aber meine Fehler? Die sind doch da. Wie kann ich dann gut über mich denken? Jesus sagt auch: keiner ist ohne Fehler, niemand macht alles richtig. Jeder ist dennoch wertvoll und liebenswert, weil er von Gott erschaffen und geliebt wird!

 Tu, was in den Augen des Herrn recht und gut ist! Das ist ihm lieber als alle Opfergaben. Sprüche Salomons 21, 3

 

Gott der Vater, wird auf die rechte Art geehrt, wenn jemand den Waisen und Witwen in ihrer Not beistehen und sich nicht an dem ungerechten Treiben dieser Welt beteiligt. Jakobus 1, 27